Der Häuser bunte Farbigkeit, die es schon seit langem auf Burano gibt, hat sich, insbesondere von den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis jetzt, 2013, stark verändert. Bilder von Malern wie z. B. Vellani-Marchi aus den 30-er und 40-er Jahren zeigen die Häuser in eher verhaltenen Nuancen von Erdfarben wie Ocker, roher und gebrannter Terra di Siena, belebt durch mehr oder weniger blasses Blau, vereinzelt unterbrochen durch Töne von ungestrichenem Putz. Heute dagegen sind viele Häuser in stark bunten, nicht wenige in knallbunten Farben angemalt.
Heutige Farben
Von den Siebzigerjahren bis heute wurde an immer mehr Häusern die Buntheit der Farben immer weiter gesteigert, nicht selten bis an die Grenzen heutiger Machbarkeit. Wenn solche für historische Architektur außergewöhnlichen, weil intensivst bunten Farben isoliert, mit Abstand zu weiteren intensivst bunten Farben und in nicht allzu großen Dimensionen angewendet werden, dann können überraschende, weil selten, insbesondere an Häusern, so gesehene Farbklänge entstehen, die gar geeignet wären die Lehren von der Farbenharmonie zu bereichern.
Traditionelle Farben
Zu den Bildern der Häuser auf Burano gehören, neben den mehr oder weniger bunten Farben der Fassaden, die mal blendend mal gebrochen weißen Farben der steinernen Fensterbänke, der Fenstereinfassungen und Gesimse und die häufig dunkle, grüne oder braune Farbe der Fensterläden. Die Fensterrahmen und die Haustüren sind fast immer in den natürlichen Tönungen der Hölzer gehalten. Nur an wenigen alten Türen sind noch die wohl früher auch angewendeten dunkelgrünen Lackierungen zu finden.
Die Farben der Sockel
Die Farben der häufig mit einer dünnen Putzschicht vor die Fassade gesetzten Sockel sind heute zumeist in der Farbe der Fassade angelegt, manchmal auch in gleichem Farbton aber ein wenig dunkler, selten in kontrastierender Farbe, wie es jedoch früher durchaus üblich war.
Die Farben der Dächer
Wegen der flachen Dachneigungen und wegen des in den engen Gassen und auf den schmalen Wegen an den Kanälen meist geringen Abstands von den Häusern, sind von den Dächern häufig nur schmale Felder sichtbar. Die Farben der Dächer variieren von heller Terracotta bis Ziegelrot in unterschiedlichen, auch durch Witterungseinflüsse bedingten Nuancen. Zum Bild der Fassaden gehören immer auch die Wäschestangen und -leinen, die „über Putz“ verlegten Rohre und Kabel und Alterungsspuren wie Ausbleichungen der Farben durch das Sonnenlicht, Abplatzungen von Putz und Fleckenbildung an Farben durch Feuchtigkeit.
Schäden
An den Oberflächen vieler, zu vieler Fassaden gibt es gravierende Schäden, – an den Anstrichen, die sich von den Untergründen lösen, an den Putzen die durch fortwährende Feuchtigkeit verrotten und zum Teil abplatzen. Eine wesentliche Ursache für solche Schäden ist wohl die Verwendung von Farbmaterialien, die die Feuchtigkeit im Mauerwerk und im Putz zurückhalten. Bei den Fassadenanstrichen werden kaum noch die für mineralische Untergründe „klassischen“ Anstrichmaterialien Kalk- und Silikatfarbe verwendet, die auf Burano insbesondere aus technologischen Gründen den „modernen“, weniger gut wasserdurchlässigen Materialien vorzuziehen wären. Darüberhinaus sind Kalk- und Silikatfarben aus ästhetischen Gründen auf Burano zu bevorzugen. Beide bilden bei „normaler“ handwerklicher Verarbeitung wenig präzise, mehr oder weniger wolkige bis scheckige Oberflächen, die dem Charakter der „unpräzise“ gebauten Häuser, den Jahrzehnte überdauernden aber lebendig alternden Materialien wie den Dachziegeln und den Gehwegplatten eher entsprechen, als die künstlichen, präzisen, glatten Oberflächen von Anstrichen mit Dispersionsfarbe oder gar Lacken. Früher gab es starke Einschränkungen bezüglich der Machbarkeit von Farben. So gab es vor 1800 kein beständiges kräftiges Grün, vor 1830 kein bezahlbares Ultramarinblau. Heute hingegen sind mit nur wenigen Einschränkungen auch stark bunte Farben aller Farbtonbereiche in bester Qualität verfügbar. Dennoch eignen sich nicht alle Pigmente mit denen Anstrichmittel gefärbt werden, für jede Art von Bindemittel, das die Haftung auf dem Untergrund gewährleisten soll, das aber auch, je nach seiner Art, für Wasserdurchlässigkeit besser oder schlechter geeignet ist.
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