Notizen zu Farbe und Anderem

Notiz 11

Das Malermuseum Wehrbleck Wilhelm Köster, engagierter Malermeister und Lehrer, ist Initiator und Leiter des liebevoll und fachkundig eingerichteten Museums. Er zeigt sonntäglich ab 14 Uhr und nach Voranmeldung (0172 4238242) seine Sammlung von Handwerkszeug, Malmaterialien, Malerarbeiten und Kuriosem. An einer solchen Farbmischmaschine, bei Sikkens „Farbtankstelle“ genannt, wurde vom Büro Farb-Bau zu Anfang der 1970er Jahre die erste Farbenkollektion für Mischmaschinen Diwa Color 2011 mit 600 Farben entworfen und rezeptiert.

Notiz 10

Texte aus: Farbenlese, betont. Vortrag im Earport Duisburg 2018, bei der Vordemberge- Gildewart-Initiative Osnabrück 2018, beim Kunstverein Emmerich 2019. © 2018/2020 Bild: Hommage à Olle Baertling 2006/2007, Öl auf Leinwand 80×50 cm © 2007/2020

Notiz 07 zur Farbe in der Architektur

Die Wohnanlage „Les Linandes” in Cergy-Pontoise nahe Paris Ein der Erinnerung wertes Beispiel für Farbe in der Architektur Architekten: Sobra Farbentwurf: Jean-Philippe Lenclos 1976 (Modelle), 1978 (Fertigstellung) Verloren gegangen ist die Strahlkraft der Farben (strahlendes Weiß hat nicht die vielfältig wirkende Kraft bunter Farben). Verloren gegangen ist die positiv einnehmende Atmosphäre eines Quartiers zum Wohnen und auch die Ablesbarkeit der Struktur des Gebäudekomplexes, die durch die Farbgebung gegeben war. Übrig geblieben ist ein ausdruckloses Konglomerat von anonymen Baumassen. Mit den „Villes nouvelles“ wurde ab den frühen sechziger Jahren, meist mit gehörigem Abstand um Paris herum, versucht, den Druck des Wohnungsbedarfs in der Metropole zu mindern. In den neuen Städten versuchte man mit häufig nur oberflächlich gesetzten gestalterischen Mitteln wie der Farbgebung Attraktivität zu gewinnen. Eine der wenigen, bezüglich ihrer farblichen Gestaltung überzeugenden Wohnanlage war „Les Linandes“. Sie wurde von Lenclos durch Farbe anschaulich strukturiert, sensibel gegliedert und dadurch in ihrer Erscheinung verständlich gemacht mit einer Farbpalette der Erden von Ockerbrüchen wie denen im südfranzösischen Roussillon. Die Nuancen der Palette reichen von Caput mortuum violett über …

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Notiz 05

Die Farbe RAL 7016 Anthrazitgrau hat sich so wie vordem die Eisenglimmerfarbe DB 703 quasi als Standard etabliert für dunkle, neutrale Farben in der Architektur, insbesondere für Fenster und Türen. RAL 7016 ist deutlich bläulich, nah am Schwarzgrau (RAL 7021) und mit diesen Eigenschaften kalt, hart, oberflächlich. RAL 7015 Schiefergrau ist heller, ein wenig geringer bläulich und dazu ein wenig rötlich, dadurch weniger kalt, weicher. RAL 7043 Verkehrsgrau B ist gleich hell wie RAL 7015, jedoch weniger stark bunt, d.h. grauer und dabei ein wenig bläulich-grünlich. Bei der Anwendung an Fensterrahmen verbindet sich RAL 7015 gut mit der Tönung der Gläser ohne darin unterzugehen. RAL 7016 ist in sehr vielen Folienangeboten enthalten, RAL 7015 nur in wenigen, RAL 7043 in kaum einem.

Notiz 04 – Form beeinflusst Farbe

Farbe ist ein Attribut alles Sichtbaren. Sie ist aber kein autonomes Attribut wie die Aufgabenstellung von Josef Albers zum sogenannten Simultankontrast belegt: „Eine Farbe erscheint wie zwei Farben.“ Bild 1 Nicht nur die Grundeigenschaften von Farben wie Farbton, Buntheit, Helligkeit, Weißlichkeit, Schwärzlichkeit, Reinheit und Klarheit können sich in der „Interaction of Color“ verändern, sondern, bedingt durch eine spezielle Unterschiedlichkeit der Formen, auch die materielle Art ihrer Erscheinung*. Bild 2 Die Komposition der beiden Tafeln wird jeweils von zwei großen Quadraten bestimmt, die auf der Diagonalen von rechts unten nach links oben angeordnet sind. In der Mitte der linken Tafel überlagern sich die Quadrate so, dass ein weiteres, kleineres Quadrat gebildet wird. In der Mitte der rechten Tafel überdeckt ein auf die Spitze gestelltes Quadrat die Schnittstelle der großen Quadrate. Die verwendeten Farben sind in beiden Tafeln gleich, ihre Erscheinung ungleich. In der linken Tafel erscheinen das Blau und das Purpurgrau des rechten Quadrats transparent, so als wäre eine durchsichtige Folie Träger der Farbe. Durch das helle, transparente Blau scheint der weiße Hintergrund, durch das Purpurgrau …

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Notiz 03

Eine alleine Farbe, die als freie Farbe gesehen wird, das heißt ohne Umgebung, zum Beispiel aus geringer Entfernung als Farbe einer Wand, eine solche Farbe erscheint mehr oder weniger stark räumlich, fern oder nah, je nach Farbton, Farbdichte und Helligkeit. Die Farbdichte nimmt ab mit der zunehmenden Suggestion von Transparenz der Farbe. Stehen zwei oder mehr Farben zusammen, können diese unterschiedlich tiefe Räume bilden. Farbe im Raum, auch im Außenraum wie dem Stadt-, Vorstadt- oder Weltraum, erzeugt Atmosphäre, im letztgenannten wohl eher eisige. Farbe kann mit anderen Farben zusammen Architektur und deren Elemente gliedern bis zur Destruktion, voneinander entfernte Architekturelemente so miteinander in Beziehung setzen, dass die räumlichen Distanzen relativiert werden, Formen in ihrer Gestalt, ihrer Dimension und ihrer Bedeutung stärken und schwächen, verschleiern, gar tarnen bis zur Blindheit. Durch unterschiedliche Konstellationen der Farbformen können eigentlich gleiche Farben unterschiedliche Erscheinungsqualitäten, Transparenz bzw. Opazität annehmen. Zu allererst ist Farbe ein reines, reiches und starkes Sinneserlebnis das, um es wahrzunehmen zu können, keiner Assoziation bedarf. Es berührt jeden Unvoreingenommenen unmittelbar und ganz persönlich. Das macht die wahre …